Was brauchen Schüler:innen für die Zukunft wirklich? - Lebensort Schule

Was brauchen Schüler:innen für die Zukunft wirklich?

Die Welt ist im Wandel. Das war sie schon immer, doch seit einiger Zeit fühlt sich dieser Wandel für uns Menschen immer bedrohlicher an. Wir sehen uns seit Jahren mit der Klimakrise konfrontiert und dennoch scheint sich nicht genug zu tun, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Wir ertragen Pandemien und beobachten beunruhigt, wie sich der Rechtsradikalismus wieder langsam, aber stetig ausbreitet. Wir staunen über die rasante Entwicklung von KI und wissen nicht so richtig, was wir davon halten sollen, welchen Nachrichten wir noch trauen können und welche Berufe sich durch KI auflösen werden. All das, während wir tagtäglich in den sozialen Medien mit Hass überflutet werden und uns fragen, wo eigentlich die Empathie geblieben ist. Und dennoch dreht sich der kleine Schulkosmos unbeirrt weiter um sich selbst, die Veränderungen außerhalb weitgehend ignorierend, und bereitet die Schüler:innen von heute auf die Welt von vor 100 Jahren vor.

Doch welche Art von Wissen, welche Kompetenzen benötigen die Schüler:innen, um für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein?


Hier kommt eine gute Nachricht: der OECD-Lernkompass liefert uns bereits eine konkrete Handreichung, welche Art von Wissen, Skills sowie Haltungen und Werte wir fördern sollten, um unsere Schüler:innen für die Zukunft vorzubereiten. Hier kommt eine Übersicht mit den wichtigsten Aspekten:

Wissen

Der Lernkompass unterscheidet im Bereich Wissen zwischen vier Unterkategorien: disziplinäres (Was?), epistemisches (Wofür?), prozedurales Wissen (Wie?) und interdisziplinäres Wissen (Wo noch?), wobei letzteres immer mehr an Bedeutung gewinnt, um komplexe Probleme verstehen und lösen zu können. Disziplinäres Wissen dient dabei als Grundlage für den Aufbau anderer Wissensformen. Das epistemische Wissen sorgt dafür, dass Schüler:innen die Relevanz bzw. den unmittelbaren Praxisbezug hinter den Themenbereichen erkennen können, was sich maßgebend auf die Motivation auswirken kann, sich mit dem Thema auseinandersetzen zu wollen. Alle Wissensformen sind dabei sowohl miteinander als auch mit den sogenannten Skills (s.u.) verknüpft und bedingen sich gegenseitig.

Was das konkret bedeutet:

  • Fachwissen auf heutigen Lebensbezug prüfen (und gegebenfalls aussortieren)
  • Projektbasiertes Lernen fest integrieren

Skills

Der Lernkompass spricht von kognitiven und metakognitiven Skills (kritisches Denken, kreatives Denken, Lernen lernen und Selbstregulierung), sozialen und emotionalen Skills (Empathie, Selbstwirksamkeit, Verantwortung und Zusammenarbeit) sowie praktischen und physischen Skills (unter anderem Umgang mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien). Angesichts der derzeitigen Entwicklung spielen dabei die sozialen und emotionalen Skills sowie die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen eine immer bedeutendere Rolle.

Was das konkret bedeutet:

  • soziale und emotionale Skills, die bisher so gut wie gar keine Rolle in Schule spielen, endlich ernstnehmen und im Rahmenlehrplan fest integrieren
  • Die Freude am Lernen, die in Schule bisher eher erstickt wird, neu entfachen und erhalten

Haltungen und Werte

Haltungen und Werte lassen sich auf verschiedenen Ebenen festmachen und reichen von den persönlichen über die sozialen und gesellschaftlichen bis hin zu den menschlichen Werten. Der Lernkompass nennt hier zum Beispiel Menschenwürde, Respekt, Gleichheit, Gerechtigkeit, Verantwortung, Weltoffenheit, Freiheit, Toleranz und Demokratie als wesentliche Werte für die Zukunft. Ein gemeinsames Wertesystem ist also unabdingbar, um sich den derzeitigen Herausforderungen stellen und diese überwinden zu können. Wissen, Skills und Haltungen und Werte stehen dabei immer wechselseitig in Beziehung zueinander.

Was das konkret bedeutet:

  • Werte wie Respekt oder Demokratie nicht nur in der Schulordnung notieren (und dann vergessen), sondern überlegen, wie Schule aussehen muss, damit diese Werte tatsächlich gelebt werden können


Tatsächlich lassen sich inzwischen schon einige dieser Aspekte in den Rahmenlehrplänen der Bundesländer oder auch im schulinternen Curricula wiederfinden. Dennoch hapert es oft an der Umsetzung. Lehrkräfte sind in der Regel zu sehr damit beschäftigt, den Lernstoff durchzuprügeln, um die Schüler:innen so gut wie möglich auf diverse Prüfungen vorzubereiten, die sich leider bisher noch kaum an die (gar nicht mal mehr so neuen) Erkenntnisse angepasst haben und sich nach wie vor auf die Abfrage von rein disziplinärem Wissen begrenzen, das in Zeiten von Internet und KI immer mehr an Bedeutung verliert. Doch manchmal scheitert es auch an der Unsicherheit mancher Lehrer:innen - darf ich denn nun einfach so vom Plan abweichen? Kann ich die Novelle einfach so überspringen und stattdessen mit den Schüler:innen reflektieren, wie man eigentlich erfolgreich lernt? Und genau hier möchte ich dich ermutigen: Ja, du kannst. Du sollst sogar. Und ich unterstütze dich gerne dabei.

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